Forschungsprojekte
Tina Hölzel/David Jugel (TU Dresden, Zentrum für inklusive politische Bildung)
„Da kannst du Freunde verlieren“ – Paradoxien inklusiver politische Bildung
In unserem Beitrag möchten wir erste Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Begleitstudie des Projekts „Lernort Stadion“ vorstellen. Kernfragestellung der Studie – die vom Zentrum für inklusive politische Bildung durchgeführt wurde - war dabei, wie politische Bildung in inklusiven Lernsettings gelingen kann und welche Herausforderungen in diesem Zusammenhang sichtbar werden. Ein zentraler und gleichzeitig überraschender Befund in diesem Zusammenhang ist, dass Jugendliche bestimmte Angebote zur politischen Bildung als beziehungsgefährdend einschätzen und zwar auch und gerade dann, wenn diese gut auf ihre Interessen und Lebenswelt hin abgestimmt sind. Das ist für eine an kontroversen Auseinandersetzungen interessierten politischen Bildung ein zunächst nicht ganz leicht zu bewältigender Hinweis. In unserem Beitrag werden wir uns deshalb der Frage zuwenden, welche Konsequenzen sich aus diesem und ähnlichen Befunden ableiten lassen und wie politische Bildung auch in einer polarisierten gesellschaftlichen Grundkonstellation inklusiv gelingen kann.
Elia Scaramuzza (Uni Mainz)
Erziehung zur (Un-)Mündigkeit? Zur Dialektik Politischer Bildung
Bis heute durchziehen die Ausgangspunkte und Ziele politischer Bildung – Mündigkeit, Aufklärung, Emanzipation, Freiheit – eine Widersprüchlichkeit, in der sowohl Autonomie ermöglichende als auch verhindernde Momente (Instrumentalisierung) sichtbar werden. Diese Ausgangskonstellation – den eigenen Anspruch auf ‚Anstiftung zur Freiheit’ (Sander) sowohl einzulösen als auch zu unterwandern – steht als Dialektik Politischer Bildung im Mittelpunkt meines Promotionsvorhabens. Unter Bezugnahme auf Theodor W. Adorno und Hannah Arendt wird diskutiert, wie die Dialektik von (Un-)Mündigkeit autonomieförderlich gestaltet sein kann und warum Mündigkeit Politische Bildung voraussetzt.
Luisa Lemme (Uni Potsdam)
Die Last der Mündigkeit
Der Beitrag fragt, wie unter dem Ziel politischer Mündigkeit mit Menschen umgegangen werden kann oder sollte, die sich dem politischen Selbstbild des mündigen Bürgers verweigern oder sich gar reflektiert dafür entscheiden nicht politisch sein zu wollen. Dahinter steht die Frage, ob das demokratische Weltbild eine solche Verweigerung zulässt oder, ob – und wenn wann – eine solche Verweigerung politische Unmündigkeit darstellen muss.
Paul Ernst (Universität Augsburg)
Vorschlag für ein Modell von Interventionskompetenz
Die Kompetenzdebatte in der Politikdidaktik konzentriert sich, was eine konkrete Modellierung und Operationalisierung angeht, stark auf die Bereiche Wissen und Urteilsfähigkeit. Für die Handlungsfähigkeit bzw. Partizipationsfähigkeit liegen zwar Modelle vor, die bisher aber kaum so ausdifferenziert und konkretisiert worden sind, dass eine empirische Überprüfung möglich ist.
In diesem Beitrag soll ein Modell von Interventionskompetenz als Teil der Handlungs- bzw. Partizipationskompetenz sowie seine Graduierung und Operationalisierung vorgestellt und in die politikdidaktische Debatte eingeordnet werden.