
TWIND-Illustratorin Paulina Stulin in den Tagesthemen
Der Arbeitsbereich Didaktik der politischen Bildung ist seit 2020 Teil des vom BMBF geförderten Verbundprojektes TWIND (Technik und Wirtschaft. Integrierte Didaktik). Im Rahmen dieses Projektes geht es darum, für die Lehrer*innenbildung im berufsbildenden Bereich fachdidaktisch fundierte multimediale Lehr-Lernpakete („Medienpakete“) zu entwickeln, zu erproben und wissenschaftlich zu evaluieren. Diese sollen die Handlungskompetenzen (angehender) Lehrender fördern. Dabei stehen Digitalisierung und Heterogenität als zentrale Herausforderungen im Fokus.
Ausgangspunkt unseres Teilprojektes ist die folgende Beobachtung: Im Zuge von Emanzipations- und Migrationsbewegungen sowie Prozessen der Globalisierung und Digitalisierung und hier vor allem durch eine Bedeutungszunahme sozialer Medien als Quelle vielfältiger (politischer) Deutungen werden die Wahrnehmungen der Welt verändert. So erfahren immer mehr Menschen die Welt und das Politische als mehrdeutig und widersprüchlich, undurchsichtig und ungewiss. Diese Erfahrungen erzeugen Unbehagen. Bei den Versuchen, dieses zu lindern, werden eindeutige und manichäische Welterklärungen immer attraktiver: Sie scheinen Halt und Kontrolle, Gewissheit und Wahrheit zu versprechen. Sie lassen das, was undurchsichtig ist, verständlich erscheinen.
Eine Orientierung an solchen Angeboten und Versprechen verbindet sich häufig mit antidemokratischen und autoritären Haltungen und wird so zur Herausforderung für die Gesellschaft, für die Schule und für die politische Bildung.
Das Teilprojekt unseres Arbeitsbereiches stellt sich dieser Herausforderung. Wir entwickeln Medienpakete für (angehende) Lehrkräfte, die von lebensnahen Fallbeispielen ausgehen und insbesondere den didaktischen Prinzipien der Exemplarität, Kontroversität und Wissenschaftsorientierung Rechnung tragen. Sie fördern die Kompetenz eines selbstreflexiven und informierten Umgangs mit Ambiguität sowie mit problematischen Behauptungen und Haltungen.
Behandelt werden folgende Problem- und Fragestellungen, die jeweils auf aktuellen Dynamiken und Beobachtungen beruhen:
- Angesichts der Zunahme erfahrbarer gesellschaftlicher Ambiguität: Wie lässt sich mit Mehrdeutigkeit und Widersprüchlichkeit produktiv umgehen?
- Angesichts umkämpfter Vorstellungen vom gesellschaftlichen Zusammenleben: Was macht eigentlich eine gute Demokratie aus?
- Angesichts antidemokratischer Orientierung durch Erfahrungen einer krisenhaften und heteronomen politischen Welt: Was kann die politische Bildung zu einer nicht-regressiven Gesellschaftskritik beitragen?
- Angesichts der Bedeutung der Idee des selbstbestimmten politischen Denkens und Urteilens: Was prägt eigentlich unsere Sicht auf die Welt und was müssen wir daher selbstreflexiv-kritisch in den Blick nehmen?
- Angesichts der zunehmenden Bedeutung sozialer Medien als politische (Informations-)Kanäle: Welchen Konsequenzen sollte und kann die politische Bildung daraus ziehen?
- Angesichts von Fake-News-Vorwürfen und Wahrheitsbehauptungen: Gibt es eigentlich Wahrheit? Und wenn ja, was ist das?
- Angesichts der Konjunktur von (antisemitischen) Verschwörungserzählungen: Welche Funktionen haben diese und welche Möglichkeiten hat die politische Bildung sie zu bearbeiten?
- Angesichts rassistischer Positionen auch im Kontext (Berufs-)Schule: Wie kann die politische Bildung Rassismus zum Thema machen und Betroffene schützen und stärken?
- Angesichts fortdauernder Repräsentationsdefizite von Minderheiten als Ausdruck sozialer Ungleichheit: Was sind zentrale Gründe für Ungleichheit und wie ist diese demokratietheoretisch zu bewerten?
- Angesichts der politischen Idee, Ungleichheit mit Quotierungen beizukommen: Wie sinnvoll sind Quotierungen eigentlich?
Um sich diesen Fragestellungen umfassend widmen zu können, werden Positionen von Klassiker*innen der politischen Theorie sowie von Expert*innen aus dem Bereich der schulischen und außerschulischen politischen Bildungsarbeit zusammengetragen, in Form digitaler Medienformate (Interviews im Video- und Audioformat, Podcasts) didaktisch aufbereitet und mittels Open Access-Lizenzen einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Projektteam TWIND Teilprojekt Politische Bildung
Gesamtprojektleitung | Prof. Dr. Markus Höffer-Mehlmer Projektleiter |
Teilprojekt Politische Bildung | Univ.-Prof. Dr. Kerstin Pohl Teilprojektleiterin Dr. Mirko Niehoff Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter Umid Mohammed Studentische Hilfskraft |